Meet me in Ireland – Epilog

Orla lehnte sich an Ronan und genoss es, als er die Arme von hinten um sie schloss.

„Ich glaube, selbst Benny hat Spaß“, sagte sie und deutete auf den Stand der Jugendlichen im Innenhof des Craftsmen Quarter, an dem sie ihre Projekte ausstellten.

Benny lachte gerade mit Aodhan und stieß dann Diarmuid mit dem Ellenbogen in die Seite. Auch der lächelte verhalten und wie immer genoss Orla es, das zu sehen.

Seit der Sturmnacht hatte Diarmuid sich vollkommen verändert. Die Aussicht, dass er hierbleiben durfte, war wunderbar für ihn.

Ronan hatte ihr anvertraut, dass Diarmuid es in seiner Familie nicht leicht hatte und als Außenseiter galt. Außerdem hatten seine Eltern ständig Probleme miteinander und ihren Finanzen. Es war gut, dass er da rauskam.

Sie hatten ausgemacht, dass er das Zimmer bei Marion bekommen würde. Die hatte sich über den Ausgang des Projektes auch sehr gefreut. Ronan war der letzte Lehrling ihres Mannes gewesen und Diarmuid war Ronans erster. Für sie war es, als ob sich ein Kreis schloss.

Orla hingegen hatte Diarmuid das Zimmer gern abgetreten und freute sich jetzt schon darauf, erst einmal bei Ronan zu wohnen und sich dann in Ruhe etwas eigenes zu suchen. Und wenn es gut mit ihnen lief, konnte sie ja auch gleich bleiben. Groß genug war sein Haus definitiv.

„Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute hierher kommen würden“, sagte Orla jetzt und ließ den Blick über den Innenhof des Craftsmen Quarter wandern. Die Werkstätten waren offen und konnten besichtigt werden. Brendan, Liam und Finn waren im Dauereinsatz, um ihre Kunst und Arbeit zu demonstrieren, und auch Connor in der Destillerie hatte viel zu tun. Dazwischen gab es auf den Straßen überall Stände von den verschiedensten Künstlern und Orla hatte schon alles mögliche bewundert und sich inspirieren lassen.

Ronan küsste sie auf die Wange. „Ich glaube, das könnte auch daran liegen, dass Marion dieses Mal professionelle Unterstützung bei der Werbung hatte.“

Orla lächelte. Ihre Handschrift war an der ein oder anderen Stelle zu sehen. Liams neues Schild war rechtzeitig fertig geworden, sie hatte mit den Jugendlichen ihren Stand gestaltet und auch die Flyer und Website für das Fest waren von ihr.

Marion war so begeistert gewesen, dass sie schon nach einer weiteren Zusammenarbeit gefragt hatte. Und heute machte sie viel Werbung für Orla und ihre Grafikdesign-Arbeit. Zum Glück hatte sie sich schnell noch ein paar Visitenkarten anfertigen lassen. Über fünfzig hatte sie von denen schon verteilt. Daraus würden bestimmt einige Aufträge werden.

Orla beobachtete, wie ein paar Besucher in Ronans Werkstatt gingen. Brendan hatte ihr erzählt, dass es das erste Mal war, dass Ronan sie aufgemacht hatte. Er hatte sich wirklich der Welt ein bisschen mehr geöffnet.

„Ich glaube, du musst mal wieder in deine Werkstatt gehen“, sagte sie.

„Gleich“, murmelte er und vergrub das Gesicht in ihren Haaren.

Orla schloss die Augen und genoss seine Nähe. Wenn es nach ihr ging, dann könnten sie auch den ganzen Tag hier stehenbleiben. Im Moment brauchte sie nur ihn zum glücklich Sein.

„Deine Haare riechen so gut nach Salzwasser“, sagte Ronan mit einem Seufzen. 

Orla zog eine Grimasse. „Ich hatte keine Zeit mehr zu duschen. Und die Welle heute morgen war wirklich gemein. Sich einfach so von hinten anzuschleichen, während ich Bran beobachte.“

Ronan atmete noch einmal tief ein. „Mich stört es nicht. Ganz im Gegenteil.“

„Dich stört es nicht, dass ich nass werde? Na, danke“, sagte Orla mit einem Lächeln.

„Du bist schon wieder so frech“, sagte Ronan und hielt sie noch fester. „Ich glaube, dagegen müssen wir heute Abend mal was tun.“

„Ach ja? Was denn?“, fragte Orla und lehnte sich noch ein bisschen mehr an ihn, sodass sie seinen ganzen Körper spürten konnte.

„Das wirst du schon sehen, aber währenddessen darfst du gern nach Meer riechen. Das passt zu dir.“

Ein wohliger Schauer der Vorfreude durchrieselte Orla. Es war einfach herrlich mit ihm.

Eine Frau trat zum Stand der Jugendlichen und sprach Diarmuid an. Sie zeigte auf die Skulptur, doch der Junge schüttelte den Kopf.

„Übrigens ist das jetzt mindestens schon die fünfte Person, der Diarmuid eine Absage erteilt, weil sie seine Skulptur kaufen wollte“, sagte Orla. Stolz schaute sie zu ihren Schützlingen rüber. 

„Ich kann verstehen, dass er sie behalten will“, erwiderte Ronan. „Das erste Stück ist immer etwas Besonderes.“

„Hast du ihm eigentlich mal von Bran erzählt?“, fragte Orla und betrachtete die Figur.

Ronan schüttelte den Kopf. „Nur du weißt davon. Und du wirst auch immer die Einzige bleiben, die ich dorthin mitnehme.“

Orla lächelte und strich über seinen Unterarm, der sie so sicher hielt. „Dann ist es also Zufall, dass Diarmuid ausgerechnet einen Otter erschaffen hat?“

Der Junge hatte in den vergangenen Tagen seit dem Sturm noch unermüdlich gearbeitet und das neue Stück Holz von Mikes Cottage in das Kunstwerk eingearbeitet. Und dabei hatte sich aus der abstrakten Form ein Otter herausgebildet, der unter Wasser elegant schwamm. Es sah lebensecht und gleichzeitig fantastisch aus und Orla fragte sich, wie Diarmuid das im Holz gesehen hatte.

Kein Wunder, dass jeder es haben wollte. Doch Diarmuid würde es nicht hergeben. Und das war gut so. Der Otter war einfach perfekt. So wie Bran.

„Ich nehme es an. Er sieht wirklich lebensecht aus“, sagte Ronan.

Orla dachte an diesen Morgen, als Ronan sie endlich mit zu Bran genommen hatte. Es war einfach magisch gewesen.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Bran sich gezeigt hat und sogar mit den Bällen gespielt hat. Ich hatte wirklich Glück“, sagte sie.

Ronan löste seine Arme und drehte sie um, sodass sie sich anschauen konnten. Er schüttelte den Kopf und nahm ihr Gesicht in seine großen Hände. „Das war kein Glück. Bran weiß einfach, dass du zu mir gehörst und dass er dir vertrauen kann. So wie ich es tue.“

Er küsste sie liebevoll und Orla seufzte. Ronan überraschte sie immer wieder, dass er ihr so schöne Dinge sagte. Für jemanden, der der Meinung war, dass er nicht gut mit Worten umgehen konnte, sagte er die schönsten Dinge.

„Es war eine gute Entscheidung, dass ich an meinem ersten Morgen hier diesen Weg genommen habe“, sagte sie. „Er hat mich zu dir geführt.“

Ronan lächelte zärtlich. „Das war die beste Entscheidung.“

Wieder küsste er sie und Orla versank in diesem Kuss. Hier war alles, was sie wollte. Endlich war sie angekommen. Irland war doch ihre Heimat.

* * *

Ich hoffe, Orlas und Ronans Geschichte hat Dir gefallen. Danke fürs Mitlesen!

Meet me in Ireland wird es ab Februar vollständig lektoriert und noch einmal überarbeitet auch als eBook zu kaufen geben. Und dann verrate ich auch schon mehr über Band 2.

Wann genau es soweit ist erfährst Du im Newsletter oder wenn Du meiner Autorenseite auf Amazon folgst.

Der  nächste Band heißt Find me in Ireland und da findet der alleinerziehende Vater Liam seine große Liebe.

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14 Gedanken zu „Meet me in Ireland – Epilog“

  1. Gaby sunshine

    Sooo schön.
    Danke für diese tolle Geschichte 🙂
    Ich fühle die Gischt der Wellen, den rauen Wind in den Haaren und die Verbundenheit der Menschen mit der Natur, das wirft Sehnsucht auf.. Mal sehen, so langsam zieht es mich auch mal nach Irland, wenn es dort so schön ist, trotz Regen..
    Und natürlich sind die beschriebenen Menschen auch interessant, auch wenn ich die nicht reell finden kann. Aber sie werden uns ja noch begegnen 🙂
    Ich freu mich schon auf die nächsten Erlebnisse.

    Ach ja, ich wollte gerade nachfragen, ob Du auch krank bist… zum Glück NICHT.

  2. Ich hatte längere Zeit nicht genug Ruhe, um die Kapitel zu lesen, aber heute passte es und ich habe alles seit Kapitel 11 in einem Rutsch durchgelesen. Ein wunderbares Buch, so berührend und schön, gelegentlich glaubte ich die Meeresluft zu riechen und Gischt zu spüren. Ich freue mich auf die Fortsetzung, das wird bestimmt genauso wunderbar.

  3. Ursula Schrader

    Danke Julia für die tolle Geschichte und ich freue mich auf das Buch.
    Aber es wäre schön, wenn die anderen Charaktere auch ihre Geschichten bekamen.
    Liebe Grüße von Ursula

  4. Die erste Geschichte ist echt toll geworden und es war richtig spannend immer ein paar Kapitel zu lesen. Das es jetzt der Auftakt einer neuen Reihe ist, freut mich natürlich sehr. Liebe Julia, ich liebe deine Bücher und freue mich immer von dir neues zu lesen. Total interessant sind auch deine Mails, die uns an deinem Leben teilhaben lassen.

  5. Herzlichen Dank für so einen wunderschönen Roman. Ich werde es vermissen die Fortsetzungen der Kapitel. Es ist so schön geschrieben als wenn man selber in Ireland ist und die Menschen persönlich kennt. Bitte mach weiter so. Bin schon gespannt wie die Fortsetzung wird. Einfach gesagt ein super Buch . Ich liebe es

  6. So eine schöne Geschichte! Danke dass du sie mit uns teilst! Es tut einfach gut,al vom Alltag raus zu kommen und einfach nur im Schönen zu schwelgen!
    Bitte höre nie auf, zu schreiben!

  7. Liebe Julia, vielen Dank, dass du uns an diesem Roman teilhaben lässt. Er ist, wie alles von dir, wieder sehr schön bildhaft beschrieben, dass man den Eindruck haben könnte, selbst schon an diesem Ort gewesen zu sein. Ich liebe es! Ich freue mich schon auf weitere Geschichten aus Emerald Cliff.

  8. Liebe Julia, vielen Dank, das ist auch wieder ein zauberhaftes Buch von dir! Ich freue mich jetzt schon auf Liams Geschichte.
    Es ist schön, dass in deinen Büchern, die Charaktere einer Buchreihe, immer mal wieder aufeinandertreffen.

  9. Die letzten 5 Kapitel habe ich in einem Rutsch gelesen. Das Diarmund bei Roman eine Ausbildung anfangen kann fand ich rinfach nur super.
    Vermisst habe ich, dass Shane hätte in seine Schranken verwiesen werden müssen. Sein Verhalten Ronan gegenüber ist mehr als respektlos und zeugt von mangelndem Anstand.
    Sorry, dass ich mich dazu äußere….

  10. schade , dass die Geschichten nun zu Ende sind. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung im nächsten Jahr. Vielen Dank.

    1. Birgit Brötzmann

      Ich bin auch der gleichen Meinung wie Ruth. Shane hätte wirklich mal eine Ansage verdient. Schön dass die Jugendlichen diese Chance auf Selbstfindung nutzen konnten. Wieder mal ein tolles Buch. Ich freue mich schon auf den nächsten Zeitreise Roman.

    2. Birgit Brötzmann

      Ich bin auch der gleichen Meinung wie Ruth. Shane hätte wirklich mal eine Ansage verdient. Schön dass die Jugendlichen diese Chance auf Selbstfindung nutzen konnten. Wieder mal ein tolles Buch. Ich freue mich schon auf den nächsten Zeitreise Roman. Vielen Dank liebe Julia.

  11. Liebe Julia,
    Da ist dir mal wieder eine wunderschöne Geschichte gelungen.
    Vielen Dank dafür.
    Freue mich schon auf das Buch und die Fortsetzung.
    Liebe Grüße, Olga

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